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Sitzball

Das Spiel für Körperbehinderte

Sitzball wurde nach dem Ersten Weltkrieg als Sport für Kriegsversehrte entwickelt. Im Sportunterricht an der Leipziger Albert-Schweitzer-Schule ist er seit über zwei Jahrzehnten ein wichtiges Element.

  
Sitzballag
  
  
Das sind die Schüler, die jeden Donnerstag von 13.00 Uhr bis 14.30 Uhr
von Sandy Lietz und Maick Frank trainieret werdem.

Im Sportunterricht der Leipziger Albert-Schweitzer-Schule stehen zwölf bis vierzehn Stunden Sitzball pro Jahr auf dem Plan. Für viele Schüler viel zu wenig. Deshalb spielen einige jede Woche anderthalb Stunden in unserer Arbeitsgemeinschaft. So auch Sandy Lietz. „Der Sitzball hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich bis heute dabei geblieben bin“, berichtet die ehemalige Schülerin der Albert-Schweitzer-Schule. Während der Ausbildung zur Bürokauffrau in Gera musste sie das Training mangels Trainingsstätte unterbrechen. „Damit ich fit blieb, beschäftigte ich mich dort mit anderen Sportarten. Gelegentlich nahm ich auch in Leipzig an Sitzballturnieren teil“, berichtet sie.








Traditionsturnier seit 1987
immer am 2. Adventsonntag 10:00 Uhr
 

Höhepunkt auf dem Treffen der Ehemaligen

Seit 2000 ist Sandy wieder in ihrer Heimatstadt regelmäßig dabei. Jede Woche assistiert sie Übungsleiterin Helge Kerstan zur Mannschaftsmotivation und fungiert als sportliches Vorbild. Als Turnierspielerin trainiert sie im Verein regelmäßig Sitzball und Sitzvolleyball. „Außerdem spiele ich Faustball, nehme in dieser Sportart allerdings nicht an Turnieren teil.“ Im Verein fühlt sich Sandy gut aufgehoben: „Sport verbindet. “ Auf der Deutschen Meisterschaft 2006 hat Sandy mit ihrer Mannschaft den dritten Platz erkämpft. 2007 errang Sandys Team im Sitzvolleyball sogar Gold: „Das spornt an und hilft über Tiefpunkte hinweg.“

Der größte Sieg für mich war aber gemeinsam mit dem Frauenteam aus Niedersachsen eine Goldmedaille bei den Deutschen Meisterschaften im Sitzball 2009 in Oberhausen  zu erringen.

Viele Schüler bleiben der Albert-Schweitzer-Schule über die Schulzeit hinaus treu. Seit 25 Jahren trafen sich die Ehemaligen der fünften bis zehnten Klassen am zweiten Weihnachtstag in der Schule. Dies findet seit 2009 immer am zweiten Dezemberwochenende statt.

Ehlamlige
(wenn du das Bild in voller Größe sehen möchtest, klicke hier)

Zu den schulischen Höhepunkten gehört jedes Mal ein Sitzballturnier. Auch ist es mittlerweile Tradition, dass regelmäßi im Frühjahr Schüler anderer sächsischer Schulen für Körperbehinderte zu einem Sitzballturnier in Leipzig eingeladen werden. Mindestens zwei Fahrten der AG Sitzball zu Turnieren in der näheren Umgebung sind mittlerweile ein muss für alle Spieler.

Stefan Wischnewski und Ehefrau Anett, ehemalige Schüler der Albert-Schweitzer-Schule, qualifizierten sich über den Sitzball sogar zu Nationalspielern im Sitzvolleyball: Der Sitzvolleyball ist anspruchsvoller und wird auch bei den Paralympics gespielt.

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Auszug aus den Spielregeln:

Auf einem Spielfeld, das in der Mitte durch eine Linie und in ein Meter Höhe durch ein zweifarbiges Band in zwei Felder geteilt ist, sitzen sich zwei Mannschaften von je 5 Spielern einander gegenüber. Jede Mannschaft spielt den durch den Gegner über das Band zugeschlagenen Ball mit der offenen Hand wieder zurück, und zwar so lange, bis ein Fehler den Spielgang beendet. Jeder Fehler wird dem Kontrahent als Vorteil angerechnet. Eine Halbzeit dauert sieben Minuten. Die dabei durch Unterbrechungen verlorene Zeit muss nachgespielt werden.

Berührungen des Balles mit offener Hand (Innenhand oder Handrücken) entsprechen den Spielregeln. Der Ball darf auch mit den Fingerspitzen berührt, gestoßen oder gleichzeitig mit beiden Händen berührt werden. Aufeinanderfolgende Berührungen werden allerdings als Fehler gewertet. Beim Schlagen des Balls ins gegnerische Feld darf der Spieler den Rumpf nicht vom Boden lösen, es sei denn als Folge des Schlages.

Wenn der Ball bereits das Band überflogen hat, darf ihn keine Hand des schlagenden Spielers mehr berühren. Jeder Spielgang beginnt mit der Angabe und endet mit dem ersten darauf folgenden Fehler. Der Ball wird durch die Mannschaft, die den Fehler gemacht hat, neu angegeben. Bei der Angabe muss der Ball von drei Spielern geschlagen werden. Dabei muss er mindestens einmal auf dem Boden aufspringen. Erst danach wird er dem Gegner zugespielt.

Ideal also für Spielgemeinschaften an Förderschulen für Körperbehinderte. Sitzball eignet sich aber auch hervorragend für den integrativen Unterricht. An unserer Schule gibt es zu Turnieren eine mutige Lehrermannschaft. Wer den Ball fängt oder weiter gibt, muss mit dem Gesäß den Boden berühren. Spieler, die etwas abseits vom Geschehen sind, dürfen hingegen ruhig einmal die Position wechseln oder sich hinfläzen.

Das Mannschaftsspiel wurde in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg für Versehrte entwickelt. Seit 1954 gibt es jährlich Deutsche Meisterschaften für Herren. Erst zwanzig Jahre später durften Sitzballspielerinnen das erste Mal um die Deutsche Damen-Meisterschaft kämpfen. Seitdem werden auch auf europäischer Ebene Sitzballturniere veranstaltet. Über Mitteleuropa hinaus hat sich diese Sportart nie verbreitet. In einigen afrikanischen Staaten avancierte der Sitzball indessen zum populären Mannschaftssport. So wurde im November 2006 in Kigali/Ruanda erstmals ein Seatball-Worldcup mit Mannschaften aus Deutschland, der Schweiz, Ruanda, Burundi und Uganda ausgetragen.


Unterschiedliche Handicaps unter einem Hut

Sitzball kann beinahe jeder spielen. Prothesen, Stützapparate und andere Hilfsmittel sollen während des Spiels abgelegt werden. Gemischte Mannschaften sind erlaubt. Weil Sitzball ein Mannschaftsspiel ist, sollen die Spieler gemeinsam ein Ziel zu erreichen. Dabei lernt ein jeder die Defizite der Teamkameraden kennen und diese mit seinen eigenen Stärken zu kompensieren. Die Schüler ergänzen einander.

Beim Spielen werden die Konzentrationsfähigkeit, die räumliche Wahrnehmungs- und die Antizipationsfähigkeit geschult. „Die Spieler müssen vorausschauend denken und Entscheidungen des Schiedsrichters akzeptieren“, nennt Helge Kerstan weitere pädagogische Effekte.

Jeweils fünf Spieler bilden eine Mannschaft. Im Sportunterricht an der Albert-Schweitzer-Schule ist der Sitzball ein wichtiges Element. Weil eine Halbzeit nur sieben Minuten dauert, können mehrere Teams nacheinander spielen. „Spielfreie“ Schüler werden durch den Einsatz als Schieds- und Linienrichter am Geschehen beteiligt. „Gerade in Schulen für Körperbehinderte ist Sitzball das Spiel“.

Autoren: Holm - Hagen Neumann
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19.03.2012